Audio-Podcast: 06:47min
Kennen Sie… das Jakobspital?
Im Mittelalter wurde die Gesundheitsversorgung in erster Linie von kirchlichen Institutionen erledigt. Bis heute ist diese Tradition in Trier mit seinen nicht in kommunaler Trägerschaft stehenden Krankenhäusern erhalten geblieben. Die einst bedeutendste soziale Einrichtung war seit dem frühen 12. Jahrhundert das St. Jakobs-Spital, dessen erhaltene Gebäude in der Straße „Jakobsspitälchen“ zu finden sind.
Auch wenn heute nur noch zwei Häuser und Teile einer Kapelle von dem ehemaligen Hospital zeugen und der Straßenname die Institution in der Verkleinerungsform nennt, war das Hospital mitten in der Stadt eines der wichtigsten für die Trierer Bevölkerung. Die Hauptaufgabe der hier ansässigen Jakobus-Bruderschaft bestand darin, sich den Kranken, Alten und Fürsorgebedürftigen anzunehmen. Ursprünglich betreute die Bruderschaft die zahlreichen Pilger, die den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gingen und Trier als wichtige Station passierten. Das Wort „Hospital“ oder kurz „Spital“ stammt vom lateinischen Wort „hospitium“ („Gastfreundschaft“) ab.
Von dem Hospital selbst sind heute die beiden schlichten Häuser im Jakobsspitälchen 2 und 3 erhalten geblieben. Im Haus Jakobspitälchen Nr. 2 wohnten die Männer, in der Nummer 3 die Frauen, welche sich für ihren Altensteil dort eingekauft hatten. Mittelalterliche Zustände herrschten noch in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als hier WG-Zimmer vermietet wurden, in denen nicht nur mit Kohle geheizt werden, sondern die Kohle auch direkt im Zimmer gelagert werden musste.
Ursprünglich lag die Einrichtung hinter einer Mauer entlang der heutigen Fleischstraße. Ein Tor führte in einen Innenhof, auf dessen rechter Seite die St.-Jakobs-Kirche lag. Dessen Chor schloss im Osten gerade zur Fleischstraße hin ab. Um 1360 wurde die Kirche neu errichtet und bis heute haben sich zwei ihrer Joche erhalten. 1984 wurde der jetzige Raum mit insgesamt drei Jochen mit geripptem Kreuzgratgewölbe restauriert. 1559 war hier der Ort, an dem der protestantische Reformator Caspar Olevian weiterhin seine Ideen verkündigte. Der Stadtrat von Trier hatte ihm nämlich das Predigen in städtischen Räumen verboten.
Der ehemalige Kirchenraum beherbergte lange Jahre eine Kunstgalerie und ist heute repräsentativer Verkaufsraum einer Boutique. Die beiden Joche, die zur Kirche gehörten, sind gut an den Schlusssteinen der Gewölbe zu erkennen. Der erste zeigt ein Blumenornament, der zweite ein Wappenfeld. Den südlichen Abschluss bildet heute eine große verglaste Wandaussparung, die den Blick von außen in den Raum freigibt, wenn dieser nicht gerade von Vorhängen verdeckt ist.
Die Gebäude des Hospitals schlossen sich hinter der Kirche Richtung Metzelstraße an und wurden mehrfach umgebaut. Durch Quellen belegt ist ein stattlicher Neubau aus den Jahren 1543 bis 1546. Die Gebäudeteile, die heute noch stehen, wurden 1750 bis 1753 nach Plänen des Hofbaumeisters Johannes Seiz, der als Meisterschüler und Mitarbeiter bei Balthasar Neumann gelernt hat, umgebaut. Im Stadtmodell des Stadtmuseums Simeonstift, welches Trier um 1800 zeigt, ist das Hospital mit seiner Kirche und den Gebäuden von Seiz zu sehen. Den Innenhof des Areals mit den beiden etwas versetzt stehenden Häusern sowie weiteren Ökonomiegebäuden erreichte man durch ein Portal in der Fleischstraße. Erst im Zuge der Säkularisation wurde die Mauer samt Portal abgerissen und der öffentliche Durchgang zur Metzelstraße geschaffen.
Die bis zu 100 Mitglieder der Bruderschaft waren Bürgermeister, Patrizierfamilien oder auch Schöffen. Ab dem 14. Jahrhundert kamen wohlhabende Handwerker hinzu. Die Mitglieder stifteten im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Ländereien, Immobilien oder auch Bares, Zinsen und Renten. Hinzu kamen Einnahmen aus päpstlichen Ablässen. Das Jakobsspital wurde später auch „bürgerliches Hospital“ genannt, denn es stand ab 1434 unter der Aufsicht des Rates der Stadt Trier. Alle Stiftungen und Rechnungen mussten diesem jährlich zur Prüfung vorgelegt werden.
Im Hospital selbst konnten diejenigen wohnen, die das Trierer Bürgerrecht besaßen und einen „guten Leumund“ hatten. Meistens stifteten sie in höherem Alter ihre Häuser und Liegenschaften an die Bruderschaft und erhielten damit im Gegenzug „täglich Wein, Brot, Speise, Fleisch, Eier, Fische, so lange er oder sie lebt in unserem Spital, dazu jährlich ein Fuder Holz“. Diese Pfründner oder auch Präbernder lebten klosterähnlich nach Geschlechtern getrennt und arbeiteten teilweise auch in der Gemeinschaft mit, denn die Bruderschaft lebte nach dem Grundsatz, dass „Müßiggang ein Kissen des Teufels“ sei, wie es in der ausführlichen Chronik „Die Vereinigten Hospitien in Trier“ aus dem Jahr 1980 nachzulesen ist.
Insgesamt gab es zahlreiche Einrichtungen, die sich in Trier seit dem Mittelalter um all jene gekümmert haben, die Hilfe, Unterstützung und Pflege benötigten. Diese Institutionen, die über Jahrhunderte von einzelnen Klöstern und Gemeinschaften geführt wurden, wurden im Rahmen der Säkularisation unter Napoleon Bonaparte im Jahr 1804 zu den Vereinigten Hospitien zusammengefasst. Die Hospitäler standen damit unter einer einheitlichen Verwaltung. Ein gutes Drittel des Vermögens der neuen napoleonischen Stiftung stammte allein aus dem Bürgerhospital und ehemaligem Jakobsspital. Darunter befanden sich zum Beispiel um die 1600 Einkünfte oder Besitzrechte an rund 170 Häusern in Trier. Eine Immobilie befand sich am Hauptmarkt, an dieser Stelle steht heute die Steipe, welches die Trierer Bürgerschaft für Feste und Zusammenkünfte errichtet hat. Die ganz links stehende Figur des Jakobus des Älteren erinnert an die bedeutende Geschichte der Jakobusbruderschaft. Jakobus ist gemeinsam mit Helena, Petrus und Paulus Stadtpatron von Trier.
Weitaus bekannter als die Geschichte des Spitals dürfte vielen Triererinnen und Trierern das „Wellblech“ sein, in dem Ende des 20. Jahrhunderts im Keller des Jakobsspitälchens Punk- und Underground-Partys gefeiert wurden.
Da war doch auch das Maxim eine Discothek sehr groß .da ging es nach unten.auch viele Franzosen Militär Angehörige waren da
Das Maxim war auch zeitweise ein klassischesTanzlokal bzw. eine gepflegte Diskothek ab Ende der 60er Jahren. Da habe ich bei einem Tanzwettbewerb meine heutige Ehefrau, damals Krankenschwester im Mutterhaus, kennen gelernt.
Lieber Herr Herrig,
das ist ja eine schöne Geschichte!
LG Bettina Leuchtenberg