Apollo-Theater

Audio-Podcast: 8:02 min


Kennen Sie… das “Apollo-Theater”?

Apollo-TheaterMit 1000 Sitzplätzen war das “Apollo-Theater” eines der beiden größten Trierer Kinos, welches seine Glanzzeiten in den späten vierziger und den fünfziger Jahren erlebte. In der belebten Saarstraße war es das Einzige im Süden der Stadt. Zudem wurden dort Aufführungen, Konzerte und sogar Boxkämpfe geboten. Noch heute kann man das Gebäude zu geschäftsüblichen Zeiten betreten und beim genauen Hinschauen Relikte aus der Kino-Ära entdecken – es wird als Supermarkt genutzt.

Apollon ist in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, der Künste und auch der Musik. Dies prädestiniert den Sohn des Zeus und der Leto geradezu, als Namensgeber vieler Lichtspielhäuser auf der ganzen Welt zu fungieren. Im Trierer Apollo-Theater war er sogar mit einer überlebensgroßen Skulptur präsent, welche das Foyer vor dem Zuschauerraum schmückte.

Der Eingang des Kinos lag in der Saarstraße. Von der Römerzeit an war sie eine wichtige Ausfahrtsstraße aus der Stadt in Richtung Saar und Saarbrücken. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Saarstraße zu einer belebten Geschäftsstraße mit repräsentativen Wohnhäusern Trierer Fabrikanten und Gewerbetreibender, war gleichzeitig aber auch ein Mischgebiet mit Produktions- und Werkstätten. An der heutigen Saarstraße 90/92 befand sich ebenfalls eine Werkstatt, bis die Familie Schieffer 1937 das Grundstück aufkaufte, um hier 1940/1941 auf einem Luftschutzkeller ein Kino zu errichten – das “Apollo-Theater” mit knapp 1000 Sitzplätzen.

Eduard Schieffer (1852-1922) besaß zuerst eine Brauerei in Prüm, zog dann nach Trier und eröffnete hier eine Brauerei. Die Söhne Ernst und Karl Schieffer betrieben nicht nur die Lokale “Schieffer-Keller”, “Astoria” und “Postkutsche”, sondern auch drei Kinos: das “Palast-Theater” am Konstantinplatz, das “Metropol” in der Moselstraße und das “Neue Theater” in der Simeonstraße. Das Palast-Theater musste jedoch abgerissen werden, woraufhin der Neubau in der Saarstraße geplant wurde.

Zur Bauzeit inmitten des zweiten Weltkrieges boomte das Kinoleben. Nicht nur, dass die in Trier Gebliebenen Abwechslung vom harten Alltag dringend nötig hatten, auch die politische Propaganda setzte bekanntlich voll auf das Medium Film. Allein in den Jahren 1934 bis 1942 entstanden im Deutschen Reich insgesamt etwa 1000 neue Kinos. Mittels der in allen Kinos obligatorisch gezeigten Wochenschauen wurden die Bürger gezielt “informiert” und über das Kriegsgeschehen auf dem Laufenden gehalten. Um an geeignetes Baumaterial heranzukommen, war es notwendig, gute Beziehungen zu haben, was der Familie Schieffer gut gelang.

Entsprechend ausgestattet war das “Apollo-Theater” in der Saarstraße 90/92 auch. Fünf steinerne Torbögen bildeten den Eingang, konnten mit Gittern abgesperrt werden und boten Platz für Kinoplakate und Reklame. Im geräumigen, sich anschließenden Vorraum lagen an der linken Schmalseite die beiden Kartenschalter, gegenüber befand sich die Garderobe. Mit seiner Marmoroptik, schmiedeeisernen Absperrgittern und Wandleuchtern sowie der strukturierten Putzdecke machte das “Apollo-Theater” vor allem im Inneren einen edlen Eindruck.

Vom Vorraum aus erreichte man zwei hintereinanderliegende Foyers. Der Kassenraum und das sich daran anschließende erste Foyer sind die beiden einzigen Räume, die noch heute ihre originale Höhe haben. Die weiß verputzten Kassettendecken geben einen kleinen Eindruck davon, wie aufwändig das Kino 1940/41 ausgestaltet worden ist. Das zweite Foyer war insgesamt schmaler und schloss an der Nord- und Südseite jeweils mit abgerundeten Wänden ab. Die südliche Nische war der Standort für die Apollo-Statue. Von hier aus gelangte man über die Seitengänge in den Zuschauerraum, der in erster Linie als Parketttheater ausgebaut war. Eine kleine Loge an der Rückwand des Kinoraumes fasste nur etwa 20 Zuschauer.

Wie hoch der Kinoraum ursprünglich war, lässt sich erahnen, wenn man vom heutigen Parkplatz aus das Gebäude betrachtet. Hier ist die Architektur ganz einfach an der rückseitigen Fassade ablesbar. Rechts und links liegende niedrigere Umgänge begleiten den einen riesigen und hohen Raum wie die Seitenschiffe eine Basilika. Über die Gänge haben die Zuschauer nach der Filmvorführung den Saal in Richtung Hohenzollernstraße wieder verlassen. Heute befinden sich im südlichen Rundgang die Getränke, der gegenüberliegende ist geschlossen und dient dem Marktbetreiber für die Anlieferung der Waren und der Pfandflaschensammlung.

Einer der ersten Filme, der im “Apollo-Theater” wochenlang lief, war “Das Lied von Bernadette” aus dem Jahr 1943. Der mit Oscars und Golden Globes preisgekrönte amerikanische Film wurde nicht nur mit großen Plakaten auf Lastwagen im gesamten Trierer Umland angekündigt, sondern die katholische Kirche empfahl Sonntags regelmäßig, sich doch unbedingt diesen erbaulichen Film anzusehen.

Im Krieg brannte das “Apollo-Theater” im Inneren aus, konnte aber im Dezember 1948 mit der gemalten Ausstattung eines Düsseldorfer Künstlers als eines der größten Kinos in Rheinland-Pfalz wieder den Betrieb aufnehmen. Viele Trierer erinnern sich noch heute an die Karl-May- und Ben-Hur-Filme, die hier alle liefen. In Trier-Süd konnte man auch die deutsche Uraufführung des Farbfilms “Johanna von Orléans” mit Ingrid Bergmann sehen, wie ein Fotodokument aus dem Nachlass des Dekorations- und Werbemalers Conrad Martin zeigt. Der Künstler und Grafiker hat für die zahlreichen Trierer Kinos in seinem Atelier in der Sichelstraße Werbungen auf Stoffbahnen und auch Lastwagen gemalt, wie Karl Fuhrmann im Neuen Trierischen Jahrbuch 1999 ausführt.

Das Apollo-Theater hatte aber nicht nur eine Leinwand, sondern auch eine Bühne, die so groß war, dass hier in den 50er Jahren Boxkämpfe stattfinden konnten. Selbstverständlich liefen hier auch die ersten Rock-’n‘-Roll-Filme und einmal haben sogar “Die Lords” im “Apollo-Theater” gespielt. Da nach den wenigen Konzerten aber meist die Inneneinrichtung ziemlich ramponiert worden ist, hat man sich wieder auf Filme konzentriert. Für die Verwendung des Kinos als Bühnentheater waren hinter der Bühne in der ersten Etage Künstlergarderoben eingerichtet worden, die über ein kleines Treppenhaus erreicht werden konnten. Aus der Bühne wurde die Fleischtheke, darüber befinden sich die Sozialräume der Angestellten.

Mit der Verbreitung der Fernsehapparate in den Privathaushalten begann allerspätestens in den Sechziger Jahren das große Kinosterben. 1960/61 wurde das Haus im vorderen Teil mit zwei Etagen aufgestockt, die vermietet werden konnten. 1967 schloss das “Apollo-Theater”, noch im gleichen Jahr wurde mit einem Holzgerüst die Schräge bis zur Oberkante der Bühne ausgeglichen, um den Verma-Markt hier einzurichten. Als späterer Edeka-Markt wurden zahlreiche Umbauten getätigt, dabei wurde auch die Decke im Zuschauerraum angehängt, um Heizkosten zu sparen. Aller Modernisierungen zum Trotz sieht man offenen Auges jedoch noch so Einiges, was an das Kino erinnert – unter anderem die beiden Säulen bei der Gemüseabteilung, die Türprofile an den Durchgängen der Foyers und in den Seitengängen sowie die Nische, in der Apollo stand.

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9 Gedanken zu “Apollo-Theater

  1. Habe hier meinen ersten Film „HEIDI“ gesehen 1954. Allerdings war das Apollo nicht das einzige Kino .
    Das EDEN Theater auf der Weismark . ein typisches Nachkriegskino.
    Jeden Sonntag für 50 Pfennig Fuzy Jones

  2. Auch ich habe hier einen meiner ersten Filme gesehen, das war „Der Rote Korsar“ mit Burt Lancaster. Fast jeden Sonntag ging es dann ins Eden auf der Weismark, wo um 14.30 Uhr hauptsächlich Western liefen, manchmal auch ein Krimi. Dann gab es in Euren noch das Regina, in der Innenstadt Atrium, Gloria, Römertor, Capitol, Neues Theater, Metropol.

  3. Ein sehr lesenswerter Beitrag über den Werdegang eines Kinos, das Leben und Sterben desselben. Wie fast alle Kinos ist ja wohl auch das Apollo als Supermarkt geendet. Toll recherchierte Geschichte, wie alle Beiträge dieser Seite. Trier wäre eine Reise wert.

    1. Kleines Update:
      inzwischen wurde das Kino bzw. der Supermarkt nochmals „modernisiert“ und dabei ist so einiges verschwunden, was noch ans Kino erinnerte.

  4. Das Apollo Film-Theater war ein sehr schönes Kino in Trier. Wenn nicht sogar das Schönste. Ich habe dort sehr viele Western so gegen Ende der 50-er und Anfang der 60-er Jahre gesehen. Mein erster Western hieß: „DER TEUFEL VON COLORADO“ und bevor das tolle Kino seine Tore schloss, wurden noch die guten Italo-Western „FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR“ und „SARTANA“ dort gezeigt.
    Ich schließe mich den Worten von Raimund Schäfer und Bernard Seibel an und wollte zum EDEN-Filmtheater am Mattheiser Weier auf der Weimark noch was sagen: Es ist richtig, jeden Sonntag um 14.30 Uhr ging es los mit der Jugendvorstellung. Es liefen dort hauptsächlich Western und Abenteuerfilme. Mein erster Film, den ich dort gesehen hatte hieß: „DER EMPÖRER“, ein spannender Sarazenenfilm. Ich glaube es war im Jahre 1958 oder 1959. Richtig, FUZZY-Filme liefen auch dort. Wenn diese Filme liefen, war das Kino zu klein, so dass der Kinobesitzer, ein Herr Kiefer, noch zusätzlich Stühle an die Seite hinein stellte. Die Fam. Kiefer waren auch die Besitzer vom Regina-Filmtheater in Trier-Euren. Man konnte sich vormerken, wenn ein Film im Regina lief, so wurde dieser gleiche Film eine Woche später im Eden gezeigt. Wow, war das eine tolle Jugendzeit. Ich suche immer noch ein Foto von diesem sehr interessanten Kino. Es wäre schön, wenn Herrn Bernhard Simon vom Trierer Stadtarchiv ein Buch von den Trierer Kinos als Band 8 unter dem Titel: „Weißt du noch ?“ heraus bringen würde.

  5. Im Apollo haben 1967 als Support Act der ‚Lords‘ die ‚Black Cats‘ gespielt, und sie haben die Lords an die Wand gespielt. War ja doch amüsant.

    Das Metropol und das Neue Theater waren ebenfalls sehr nette Kinos, und sogar das schmale Römertor hatte was.

    Ja, ein Buch über die Trierer Kinos wäre begrüßenswert mit Interviews mit Zeitzeugen auch, wer welchen Film wo gesehen hat. ‚La Dolce Vita‘ lief wo, obwohl der Bischof zürnte? Und die ‚West Side Story‘, wo lief die noch gleich?

  6. Sehr interessanter Beitrag.
    Ich bin 1973 geboren, habe das Gebäude leider nie als Kino erlebt
    Meine Eltern, mein jüngerer Bruder und ich lebten einige Jahre in der Löwenbrückener Straße 8 in Trier-Süd und wir waren Stammkunden bei VERMA

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